Polizeireporter lernen nichts

Alle Jahre wieder kommt die Kriminalitätsstatistik der Kantonspolizeien. Und alle Jahr wieder schreiben die Journalisten von Zunahme oder Abnahme der Kriminalität. Dabei geht es bloss um bei der Polizei eingangene Anzeigen.

„Nicht nur die Jugendkriminalität , auch die Gesamtzahl der Delikte ist im Kanton Zürich deutlich zurückgegangen“, schreibt Stefan Hohler am 23. März 2011 im Tages-Anzeiger. Man könnte meinen, er stütze sich auf eine statistische Auswertung von Urteilen. Doch mitnichten.

Es handelt sich um die polizeiliche Kriminalstatistik des Kantons Zürich. Das heisst um die Zahl der eingegangenen Anzeigen. Ob diese Anzeigen zurückgezogen werden, zu Freisprüchen führten, zu Einstellungen aus sonstigen Gründen oder zu Verurteilungen interessiert den Tages-Anzeiger nicht. Er schreibt fröhlich vom Rückgang der Delikte im Kanton Zürich.

Und das macht nicht nur er so. Das macht selbst die Schweizerische Depeschenagentur. Es gibt kaum mehr Journalisten, welche diese groben Unterschiede überhaupt kennen. Tragisch. Und dies obwohl immer wieder öffentlich darauf hingewiesen wird.

Ein Blick in die Medienpräsentation der Kantonspolizei Zürich zur Kriminalstatistik zeigt, dass die Polizei dem Irrtum selbst Vorschub leistet. Sie spricht konsequent von der Entwicklung der Kriminalität im Kanton Zürich, obwohl sie bloss die Zahl der Anzeigen auswertet. So gesehen sind die Medien einfach PR-Opfer der Polizei.

Immerhin sind die irregeleiteten Polizeireporter konsequent: Wenn die Anzeigen steigen, schreiben sie von der Zunahme der Kriminalität und wenn die Zahl der Anzeigen sinkt, schreiben sie von Rückgang. Zwei Fehler gleichen sich manchmal aus.